Nach dem Duschen beschließe ich, mein Tagesprogramm umzuwerfen. Statt nach Pasir Ris treibt es mich nun zum Labrador Nature Reserve. Von diesem Park weiß ich nur, dass er als fünfter Park den Southern Ridges zugeschlagen wurde. Entsprechend hoch sind meine Erwartungen. Und werden total enttäuscht. Der Park entpuppt sich als Museum. Hier war eine der Verteidigungsanlagen, die Singapur auch im zweiten Weltkrieg, diesmal vor den Japanern, schützen sollten. Die Anlage ist allerdings schon 1892 errichtet worden und zu dieser Zeit galten wohl noch andere Regeln der Kriegsführung. Abgesehen davon waren Anlage und Ausstattung derselben den Japanern wohl bestens bekannt. Die Rolle der Briten bei der Verteidigung Singapurs war nicht sonderlich rühmlich. Das britische Empire galt – zumindest bei den Briten selbst – als unbesiegbar. Arroganz kommt vor dem Fall. Während die Briten also fröhlich Cocktails in sich reinschütteten, weil ihnen keine Japaner vor die Kanonen liefen, kassierten die Japaner lieber erst mal Malaya in einem Morgenspaziergang und machten sich dann auf beschlagnahmten Fahrrädern nach Singapur auf, wo sie die  feiernden Offiziere sozusagen auf dem falschen und überdies alkoholisiertem Fuß antrafen. Das ist natürlich nicht die offizielle Version des heldenhaften Kampfes der glorreichen Britischen Armee gegen eine total überlegene Japanische Streitmacht auf Drahteseln. Na ja, dem Leben pinkelt auch mal neben den Nachttopf.

Also abgesehen von Stelltafeln und einer Kanone gibt es hier nicht viel zu sehen. Die ganze Anlage ist mehr auf Events getrimmt. So werden auf den Wegweisern kaum Hinweise auf spektakuläre Natur als vielmehr auf Hotels und Parkplätze gegeben.
Mein Urteil: Ein eindeutiges Muss-Nicht. Außer man will grillen.
Tipp: Sollten Sie sich dennoch herwagen, kommen Sie im Auto. Oder laufen Sie wenigstens nicht wie ich die Labrador Villa Rd entlang. Hier laufen Sie unter voller Sonneneinstahlung und sind schon vollkommen nassgeschwitzt, noch bevor sie überhaupt im Park sind. Besser ist es, die MRT-Station Labrador Park zu umrunden. Hier treffen Sie auf den Berlayer Creek Bordwalk. Hier laufen Sie wenigstens im Schatten und treffen auf das eine oder andere Hörnchen, das früchteschleppend durch die Wildnis huscht.

Nach diesem Flop mache ich mich schon genässt und genervt auf in Richtig Gillman Barracks. Zugegeben, schon der Internetauftritt hätte mich warnen müssen. Ich streife über das Gelände und entferne mich schnell wieder und zwar um eine traurige Erfahrung reicher. Da gibt es in Singapur doch an allen Ecken mehr sehenswerte Kunst.

Haken dran √ – ne Wurzel tut es zur Not auch..

Nun, ich setzte mich fast platt in den Bus und rauschte zu Joyce. Was nicht vorhersehbar war: Sonne satt und weit über 30°C.
Wenigstens bei Joyce sind Aktivitäten zu sehen. Ihr Büro nimmt Gestalt an! Ich überreiche ihr die Miete für das Appartement und wir tauschen weiter Ideen aus. Ich würde die riesige Fläche vor dem Haus zu einem Strand umgestalten. Bambusmöbel, Sonnenschirme, Tische und Cocktails. Zumindest gekühlte Getränke – zur Not aus dem Automaten. Wir sind hier schließlich nicht in einem der Luxusherbergen von Paris H. zu Gast, sondern in einem Guesthouse.

Auf dem Rückweg hole ich mir meine Visitenkarten ab – sehr gut geworden: VCR

Eigentlich wollte ich schnell in mein Zimmer, duschen und gleich wieder los. Aber dann nehme ich den falschen Ausgang und nutze die Gelegenheit, ein Gartencenter zu besuchen. Ich finde tolle Pflanzen: knallige Bougainvilla, duftende Frangipani und rotstänglige Siegellackpalmen. Leider alles nicht exportierbar und falls doch, würden die in Deutschland ganz schnell ableben.

Ich futtere in meinem neu erkorenen Lieblingschinesen und gehe dann, meinen Füßen eine wohlverdient Pause gönnen.

Kategorien: Singapur 2018

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